Nokia E60

Hallo,

heute geht es um einen Erfahrungsbericht über das Nokia e60. Es war das erste VOIP fähige Mobiltelefon von Nokia. Nun ist es bereits veraltet, aber damit habe ich einiges erlebt und gravierende Fehler wurden auch in Folgemodelle übernommen.

Das e60 war ein vergleichsweise klobiges Handy, es war aber kleiner als der Communicator, so dass es gerade noch gut in die Hosentasche passte. Schlecht sah es nicht aus, recht kantig, aber das ist ja ohnehin Geschmackssache.

Beim ersten einschalten kam erst mal Freude auf. Es war schon ein Nokia, die Bedienung war also gewohnt gut. Ein Softwareupdate habe ich ohne Probleme gemacht, dann ging es an die Konfiguration. Da der Test schon lange her ist gehe ich hier nur auf die VOIP relevanten Details tiefer ein. Bei der Belegung von Tasten, bei der Sortierfunktion des Telefonbuchs, mit dem Wecker, dem MP3 Player und ähnlichen Dingen gab es schon direkt einige Schwächen. Es ließ sich nicht so einrichten oder ließ sich nicht so bedienen wie es optimal wäre. Abschließend muss auch bemerkt werden, dass sich die Software regelmäßig aufgehangen hat, was das Handy am Ende zum Schuss in den Ofen machte.

Bei der VOIP Konfiguration hat das Gerät zwei große Schwächen, die sogar noch in das E51 übernommen wurden. Zur Einrichtung von VOIP müssen eine Menge Parameter definiert werden, einer davon ist das Gebiet. Dieses wird vom Provider vorgegeben und das Gebiet von dus.net ist zum Beispiel dus.net.  Das ist ähnlich wie eine Web Adresse zu verstehen und natürlich hat ein Provider nur ein Gebiet und nicht viele verschiedene. Für jede VOIP Nummer muss dieser Parameter angegeben werden, allerdings erlaubte das e60 jedes Gebiet nur für eine Nummer, das wurde bei der Eingabe Geprüft und die Eingabe wurde abgelehnt, falls es bereits von einer anderen Nummer verwendet wurde. Jetzt gab es aber externe Software, die das sehr wohl erlaubte. Meine Fritzbox hat damit auch nicht das geringste Problem. Es ist auch nicht so, dass das e60 nicht mehrere Nummern gleichzeitig verwalten könnte, bei verschiedenen Providern, und so verschiedenen Gebieten gibt es kein Problem. Aus diesen drei Fakten muss man den Schluss ziehen, dass es sich hier um einen absolut bescheuerten Konstruktionsfehler handelt, vermutlich ist die Prüfung einfach überflüssig. Ich hätte es gern ausprobiert, aber das wurde ja wirkungsvoll verhindert. Wer zum Beispiel eine geschäftliche und eine private Nummer benutzen will muss bei zwei Providern Kunde werden, clever.

Dann der absolute Knaller. VOIP Provider übertragen die Rufnummer des Anrufenden in einem bestimmten Format, etwa sip:12345@dus.net. Meine Fritzbox hat damit kein Problem, auf sämtlichen angeschlossenen anlogen oder ISDN Telefonen wurde 12345 als eingehende Rufnummer angezeigt. Auch in der Anrufliste der Box alles wie es sein soll. Das e60 jedoch kürzt die speziellen Zeichen nicht weg und versucht einen Kontakt zu finden, in dem sip:12345@dus.net als Rufnummer gespeichert ist. Dabei wird es nicht fündig, wenn man einzig 12345 als Rufnummer in diesem Kontakt gespeichert hat. Der Name des Anrufers kann also nicht angezeigt werden, nur seine Nummer. Jetzt kann man natürlich alle Nummern aller Kontakte zusätzlich in diesem Format speichern, wechselt man aber den Provider, etwa von dus.net zu Sipgate, muss man alle Nummern anpassen. Es würde ab dann sip:12345@sipgate.com geschickt. Besonders idiotisch ist, dass man mit diesem Handy sehr wohl sip:12345@sipgate.com anrufen kann, 12345 funktioniert aber natürlich auch. Auch das ein echter Faux Pas, der das Gerät wirklich entwertet.

Neben diesem ganzen Ärger war leider auch die Gesprächsqualität extrem schlecht. Sprache war sehr verzögert und abgehackt, unbenutzbar, dabei habe ich es mit zwei Providern und zwei WLAN Routern probiert, kein Erfolg.

Die Summe dieser Fehler (und das waren nur die wichtigsten) ist wirklich beschämend. Nokia habe ich angeschrieben, leider nur dumme Ausreden. Einige davon werde ich noch in einem weiteren Artikel veröffentlichen. Da sich diese Fehler teilweise beim e51 noch wiederholen muss man sich die Frage stellen ob politische Motive dahinter stecken. Andernfalls kann man es nur als eine unglaubliche Frechheit bezeichnen, oder es ist wirklich einfach fehlende Kompetenz.

Karl