Verhandeln oder verprügeln

Da hatte ich also eine Schwalbe mit Rahmenbruch da stehen und musste mich mit diesem Verkäufer einigen, der von dem Fahrer der Spedition als echtes Original bezeichnet wurde.  Dem Original habe ich also erklärt, dass der Rahmen an der Schwalbe gebrochen sei und wir verhandeln müssen. Da war er schon mal grundsätzlich einsichtig, ich verschob das dann auf den nächsten Tag, da ich auch erst mal überlegen wollte.

Am nächsten Tag zählte ich ihm die Optionen auf. Für 80 Euro, die er zu zahlen hätte, würde das Teil wieder bei ihm stehen und er kann damit machen was er will, gefiel ihm aber nicht so.

Weiter habe ich ihm erklärt, dass ein neuer Rahmen beim Händler 180 Euro kostet, der Einbau mindestens weitere 200. Da ich mir eine Arbeit, für die der Händler 200 Euro nimmt nicht mache, um erneut einen rostigen Rahmen einzubauen, muss also der neue her. Also 200 Euro Nachlass waren für mich das Minimum, eigentlich war es ein wirtschaftlicher Totalschaden, denn die Mühle hatte nur 425 Euro gekostet. Das war eine relativ geschickte Darstellung, die ihn überzeugte, mir die Hälfte des Preises zu erlassen. Mehr wäre unmöglich drin gewesen, sonst hätte er es wohl lieber für 80 Euro zurückgeholt. Wir verblieben also mit den 200 Euro.

Dann habe ich mich umgesehen und mir einen neuen Rahmen ersteigert. Das hat ein paar Tage gedauert und war auch wieder mal nicht so einfach. Für 70 Euro plus 25 Euro Versand bekam ich aber einen Rahmen mit Gabel, Schwinge, Luftfilterkasten und Fußbremse, der bereits gestrahlt und grundiert war. Während dieser auf dem Weg war, fragte ich mal nach dem Nachlass für die Schwalbe und stellte fest, man hatte es sich anders überlegt. Das Original meinte nun, der neue Rahmen kostete nur 70 Euro und mehr gebe er mir auch nicht. In einem langen Telefonat habe ich ihn auf 100 hoch gehandelt und war stinksauer. Er hatte schön gewartet, bis ich den schwarzen Peter in der Hand hatte. Den neuen Rahmen zurückzuschicken hätte mich ja noch mal 25 Euro gekostet, da wären ja schon 50 Euro in der Mülltonne gelandet. Und wer weiß, ob der Verkäufer des Rahmens sich überhaupt auf einen Umtausch eingelassen hätte. Da ich nun echt blöde da stand wollte ich nun warten, bis er mir wenigstens die 100 Euro überwiesen hatte.

Geladen bis zum Anschlag habe ich dann überlegt, wie ich nun die anderen 100 Euro noch vom Original bekommen könnte. Gut zureden bringt nix, also habe ich mir eine Stelle aus dem Strafgesetzbuch gesucht. Ich habe ihm erklärt, dass der Verkauf einer Schwalbe mit Rahmenbruch grob fahrlässig wäre und dass auch Unwissenheit vor Strafe nicht schützt. Weiter gibt es da den Paragrafen 315b der wie folgt lautet:

Wer die Sicherheit des Straßenverkehrs dadurch beeinträchtigt, dass er Anlagen oder Fahrzeuge zerstört, beschädigt oder beseitigt, Hindernisse bereitet oder einen ähnlichen, ebenso gefährlichen Eingriff vornimmt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

http://www.juraforum.de/gesetze/stgb/315b-gefaehrliche-eingriffe-in-den-strassenverkehr

Besonders den Teil mit dem „ähnlichen, ebenso gefährlichem Eingriff“ habe ich ihm vom Bildschirm vorgelesen und gesagt, dass ich ihn Anzeige, wenn er nicht die vorher vereinbarte Summe endlich zahlen würde. Ich fügte hinzu, dass die Polizeiwache keine 3 Minuten von meiner Arbeit entfernt wäre und er bis morgen um 12 Uhr Zeit hätte sich das zu überlegen. Ich habe ihm auch erklärt, dass ich ihn für so eine Lappalie kaum zivilrechtlich verklagen werde, aber eine Anzeige wäre kostenlos. Nützen täte sie mir nicht, ich hätte es aus reiner Boshaftigkeit getan. Ein weiteres Argument waren vielleicht auch noch die Probleme, die ich mit dem neuen Rahmen hatte, der inzwischen angekommen war (darüber im nächsten Artikel). Diese Probleme habe ich natürlich auch erwähnt um klar zu machen, wie endsauer ich nun wirklich war. Das alles hatte ich mir vorher genau zurechtgelegt und ihm so schön aufs Brot geschmiert, dass er es wohl mit der Angst zu tun bekam und die Kohle endlich rüber schob. Verdientermaßen, wie ich finde.

Karl