Kommt eine Schwalbe geflogen

Also die Schwalbe wollte ich ja kaufen, da sie zum Üben für den Motorradführerschein gut geeignet ist. Ich hatte in vorigen Artikel auch schon erklärt, wie ich nun zu genau dieser hier gekommen war und da stand sie nun. Gerade von der Spedition abgeliefert, der Fahrer meinte noch die hätte er aber bei so einem echten Original in der Pampa südlich von Berlin abgeholt. Ich kannte ihn ja nur vom Telefon, da hörte er sich auch schon ziemlich original an, außerdem hatte er mir erzählt, er wiege 100 Kilo. Trotzdem machte das Ding mit ihm fast 70 Sachen, das überzeugte mich 🙂

Also gleich mal los, obwohl es schon dämmerte, Helm und Versicherungskennzeichen hatte ich ja schon besorgt. Beides ist übrigens wieder mal einen eigenen Artikel wert. Selbsterklärend ist das Handling aber nicht, da muss man sich schon vorher schlau machen. Benzinhahn auf, Zündung an, Choke ziehen und einmal locker treten, dann etwas Gas und richtig durchtreten. Das Original wusste wovon es sprach, die Kiste lief tatsächlich. Wie erwartet war das Schalten und Kuppeln nicht so leicht, für einmal um den Block hat es aber auf Anhieb gereicht. Dann rein in die Tiefgarage, denn es war schon dunkel.

Am nächsten Tag dann große Probefahrt. Aus der Tiefgarage raus, anfahren am Berg war kein Ding. Auf Kommando an einer grünen Ampel los fahren dann aber schon, ein etwas mulmiges Gefühl mit den anderen so geschätzten Verkehrsteilnehmern im Nacken. Also gleich dahin wo es einsam ist, der Düsseldorfer Hafen. Da habe ich auf einem einsamen Parkplatz ein paar schön in einer Reihe aufgestellte Waschbeton Poller gefunden und bin Slalom gefahren. Die Schwalbe wiegt 100 Kilo, im Vergleich zum Fahrrad kann man hier durch Gewichtsverlagerung kaum was machen, da hilft nur lenken um das Gleichgewicht zu halten. Dann habe ich die Bremsen getestet, hinten prima, vorne war noch was zu tun. Sie ganz auszufahren habe ich mich noch gar nicht getraut. Die Tachowelle war ja kaputt, ich fuhr gefühlte 60 und da ging noch einiges wenn man den Hahn ganz aufdrehte. Das war mir erst mal genug und das war auch gut so, wie sich bald herausstellte. Zuhause angekommen war ich aber zunächst sehr zufrieden.

Zwei Tage später hatte ich mir Handschuhe und Nierengurt besorgt und wollte sie mal ausfahren. Leider sprang sie dann nicht an, also musste ich sie aufschrauben. Ich hatte mich schon etwas eingegoogelt und herausgefunden, dass man erst die Zündung checken sollte. Kerze raus, angetreten, kein Funke. Kerze sauber gemacht, angetreten, tierisch eine geflattert bekommen, Kerze falsch gehalten. Da dachte ich dann, die Zündung an sich läuft wohl. Also noch mal, aber kein Funke. Nach zahllosen versuchen dann Vertagung.

Nachdem ich mir alles über Zündung und Zündkerzen durchgelesen hatte war mir klar, erstmal musste ich wissen ob die Zündung den Strom liefert, auch wenn da nun kein Funken war. Also Zähne zusammen und noch mal mit dem Finger an der Kerze prüfen. Wenn man das macht, besser nicht so kräftig durchtreten! Weh tut es trotzdem, Strom war also da. Dann habe ich die Kerze noch mal richtig sauber gemacht, mit Alkohol Zahnbürste und Drahtbürste, und da war der  Funke wieder.  Jetzt ist mir auch klar, warum mir der Typ den Kerzenschlüssel und eine zweite Kerze mitgegeben hatte, die Kerze kann wohl jederzeit verdrecken und ohne Ersatz muss man schieben.

Zwischenzeitlich hatte ich aber bei der ganzen Fummelei an der Zündung etwas entdeckt, das mir noch viel Freude bereiten sollte. Da war ein Riss im rechten Rohr des Rahmens. Das war es dann mit dem Ausfahren erst mal und so war es gut, dass ich sie nicht gleich beim ersten Mal ausgefahren habe.

Jetzt musste ich dafür eine Lösung mit dem Verkäufer finden und die hat mir einiges abverlangt. Als Höhepunkte seien mal vorab der Kauf eines absolut stümperhaft restaurierten Rahmens, eine kleine und gepflegte Erpressung, sowie die Zerlegung bis zur letzten Schraube genannt.

Karl